Zukunftsbeständige IT: Trends für 2025 – Teil 1

Erstellt von Adrian Bombelka am Dec 5, 2024 9:00:00 AM
Adrian Bombelka

Im Dezember wollen wir mit zwei Beiträgen näher auf die kommenden Trends aus Sicht von Gartner eingehen. Neben dem eigentlichen Trend zeigen wir auch den potenziellen zeitlichen Horizont sowie den aktuellen Stand der technischen Entwicklung auf.

Diese Trends lassen sich in drei Kategorien einteilen: 

  • AI-Imperative und Risiken
  • Neue Schwerpunkte des Computings
  • Mensch-Maschine-Synergie

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1. Agentic AI
Zeithorizont: 2–3 Jahre

So werden Softwareprogramme bezeichnet, die eigenständig Entscheidungen treffen und Massnahmen ergreifen, um spezifische Ziele zu erreichen. Im Gegensatz zu traditionellen KI-Systemen, die strikt an vorgegebene Algorithmen gebunden sind und in der Regel passiv auf Eingaben reagieren, agiert eine Agentic AI autonom und kann Entscheidungen eigenständig treffen. Sie agiert also nicht nur reaktiv, sondern proaktiv, mit einem hohen Mass an Anpassungsfähigkeit und Kontextbewusstsein. Dieser Trend hat das Potenzial, die Produktivität in Organisationen erheblich zu steigern, indem sie komplexe Projekte und Kundeninteraktionen automatisiert. Bis 2028 werden mindestens 15 % der täglichen Arbeitsentscheidungen autonom durch Agentic AI getroffen werden. 

Anwendungsfälle:

  • Onboarding-Pate für neue Kolleg:innen
  • Automatisierung von Kundeninteraktionen durch Datenanalyse (z. B. mit Copilot Studio, ServiceNow Now Assist)
  • Verbesserung der Entscheidungsfindung und Situationsbewusstsein in Organisationen

2. AI-Governance-Plattformen
Zeithorizont: 2–4  Jahre

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von OpenAIs, ChatGPT und ähnlichen Modellen in der Öffentlichkeit gewinnt das Thema AI-Governance für Unternehmen an Bedeutung. Die weitverbreitete Nutzung dieser AI-Modelle hat dazu geführt, dass künstliche Intelligenz nicht mehr nur in spezialisierten Anwendungen, sondern auch im Alltag von Endkunden und in verschiedenen Unternehmensprozessen anzutreffen ist. Darüber hinaus stehen heute zahlreiche spezialisierte AI-Lösungen und Plattformen zur Verfügung, die für spezifische Anwendungsfälle entwickelt wurden. Diese Lösungen ermöglichen es Unternehmen, KI für gezielte Anwendungsbereiche zu nutzen. Diese Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten stellt einen erheblichen Vorteil dar, erfordert jedoch ein klar definiertes Governance-Framework, das sicherstellt, dass alle eingesetzten AI-Systeme den unternehmensinternen Standards sowie gesetzlichen Vorgaben entsprechen. AI-Governance-Plattformen unterstützen dabei, KI-Systeme verantwortungsvoll und ethisch zu verwalten. Sie gewährleisten, dass AI zuverlässig, transparent, fair und verantwortungsvoll eingesetzt wird. 
Diese und weitere Aspekte werden im Rahmen einer umfassenden AI-Strategie berücksichtigt. Eine solche Strategie dient zudem der Auswahl und gezielten Implementierung von AI-Lösungen. Gartner betont die Bedeutung der anhaltenden Überwachung von AI-Lösungen mit der Aussage: «Responsible AI will be as standard as Cybersecurity for the future» Für Unternehmen mit eigenen AI-Lösungen wird es daher eine dauerhafte Verpflichtung sein, diese kontinuierlich zu überwachen und deren Integrität zu gewährleisten.

Anwendungsfälle:

  • Bewertung potenzieller Risiken und Schäden durch AI-Systeme (z. B. mit ServiceNow IRM)
  • Überwachung der Leistung von KI-Systemen und Sicherstellung der Einhaltung von Governance-Standards

3. Disinformation Security
Zeithorizont: 1–3 Jahre

Schutz vor Desinformation zielt darauf ab, die Vertrauenswürdigkeit von Informationen sicherzustellen und bei fehlender Integrität oder Vertrauenswürdigkeit auch darauf zu reagieren. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI und maschinellem Lernen steigt auch die Gefahr von Desinformation. Unternehmen müssen sich vor Phishing, Fake News und Social Engineering schützen. Die Bedrohung durch KI-generierte Desinformation betrifft verschiedene Unternehmensbereiche, von der öffentlichen Wahrnehmung und dem Markenimage bis zu den internen Kommunikationssystemen. Gefälschte Inhalte können genutzt werden, um den Ruf eines Unternehmens zu schädigen, falsche Informationen über Produkte zu verbreiten oder das Vertrauen der Kunden in eine Marke zu untergraben. Für Unternehmen wird es daher unerlässlich, Mechanismen zu entwickeln, um gezielt erstellte Desinformationen frühzeitig zu erkennen und Gegenmassnahmen zu ergreifen.
Disinformation Security erfordert eine mehrschichtige Strategie. Sie umfasst Technologien zur Überprüfung der Authentizität von Inhalten und zum Aufspüren von Deepfakes, Bots und anderen manipulierten Daten. Darüber hinaus ist die Schulung der Mitarbeiter eine entscheidende Komponente: Je besser sie auf potenzielle Bedrohungen vorbereitet sind, desto leichter können sie Manipulationen erkennen und melden. Ebenso sind klare Krisenmanagement-Prozesse wichtig, um schnell auf Desinformationskampagnen zu reagieren und Schäden zu begrenzen.

Anwendungsfälle:

  • Erkennung von synthetischen Medien durch AI Upskilling
  • Überwachung von Narrativen in sozialen Medien, die auf Führungsteams oder Marken abzielen

4. Post-Quantum-Cryptography
Zeithorizont: 2–4  Jahre

Bisherige Sicherheitstechnologien und Protokolle, die auf der Berechnung von Primzahlen basieren, können durch Quantencomputing entschlüsselt werden. Diese Verfahren gelten als sicher, da eine Entschlüsselung mit heutigen Rechenkapazitäten mehrere Tausend Jahre dauern würde. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Quantencomputings könnte jedoch eine solche Entschlüsselung in wenigen Wochen möglich sein, was ein erhebliches Risiko für die aktuelle IT-Sicherheit darstellt. 
Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat am 13. August 2024 die ersten drei finalisierten Verschlüsselungsstandards veröffentlicht, die gegen Angriffe von Quantencomputern resistent sind. Die neuen Algorithmen sind das Ergebnis eines achtjährigen Projekts von NIST zur Standardisierung der post-quanten Kryptographie (PQC) und sind bereit für den sofortigen Einsatz. NIST plant, bis Ende 2024 ein oder zwei zusätzliche Algorithmen für die allgemeine Verschlüsselung auszuwählen, die auf einem anderen mathematischen Problem basieren als der allgemeine Zweckalgorithmus in den finalisierten Standards. Die neuen post-quanten Verschlüsselungsstandards von NIST sind ein bedeutender Schritt zur Sicherung unserer digitalen Informationssicherheit in einer Zukunft, in der Quantencomputer marktreif werden.

Anwendungsfälle:

  • Sicherstellung, dass sensible Daten auch in einer Quantencomputing-Welt sicher bleiben
  • Schutz wertvoller geistiger Eigentumsrechte vor zukünftigen Quantenangriffen.


5. Ambient Invisible Intelligence
Zeithorizont: 3–7 Jahren

Mit Airtags sowie alternativen Produkten können wir unsere alltäglichen Gegenstände markieren. Dies führt dazu, dass wir keine „Informationen im Schatten“ haben und jederzeit wissen, wo sich beispielsweise unser Portemonnaie, unsere Jacke oder unser Notebook befindet. Gartner prognostiziert, dass in den kommenden Jahren ultrakostengünstige Tags auf den Markt kommen werden, die nicht nur klein sind, sondern auch keine Batterie mehr benötigen. Diese Tags werden durch Ambient Radio Frequency (Ambient RF) betrieben, wobei die elektrische Ladung aus der unmittelbaren Umgebung genutzt wird. Langfristig könnten diese Tags in allen täglichen Gebrauchsgegenständen integriert sein, da die Kosten weiter sinken. 
Durch eine solch umfassende Integration dieser Technologie in unseren Alltag werden auch zahlreiche Informationen über uns erfasst, die zu noch genaueren Verhaltensanalysen und Bewegungsprofilen führen können. Daraus ergibt sich auch die Herausforderung, diese Tags in bestimmten Situationen deaktivieren zu können, was jedoch dem eigentlichen Zweck der Technologie entgegensteht.

Anwendungsfälle:

  • Übersicht von beweglichen Objekten innerhalb eines Gebäudes (z. B. Stühle im Konzertsaal)
  • Reduzierung von Produktpiraterie (z. B. Handtaschen, die einen Tag vom Hersteller verbaut haben)
  • Automatische Anpassung von Beleuchtung und Musik in Einzelhandelsumgebungen basierend auf Kundenverhalten.
  • Überwachung der Nutzung von Büroräumen und automatische Anpassung von Umweltfaktoren.

Dies waren die ersten fünf Trends, bei denen Gartner ein grosses Potenzial ab 2025 sieht. Die weiteren Trends werden im nächsten Blog-Beitrag vorgestellt. Abonniere unseren Blog, um diesen Beitrag nicht zu verpassen.

Hast du Fragen zu den vorgestellten Trends oder anderen IT-Themen? Wir stehen dir gerne persönlich zur Verfügung. Kontaktiere uns unter marketing@bithawk.ch oder 058 226 01 01 – wir freuen uns, von dir zu hören.

 


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